Bewegte Stille
Um die Berge von dem, was ich noch MUSS zu vergessen,
riesele ich am Meer langsam feinen Sand auf mein Bein.
In endlosen Listen kann ich doch kaum Fortschritt messen.
Am Ufer trifft mich im Morgendunst der erste Sonnenschein.
Der Nebel lichtet sich, während ich sanft übers Wasser gleite.
Meine Existenzsorgen bleiben in der unruhigen Stadt zurück.
Ich fühle frische Klarheit, ohne dass ich meine Gedanken leite,
mich ohne Ziel zügig bewegend, empfinde ich stilles Glück.
Ich spüre meine Muskeln, die Wärme der Sonne im Gesicht,
während der Geist locker treibt und sich mit dem Körper verbindet.
Gegen die Gänsehaut und Gischt, hilft eine warme Schicht.
Spüre, wie jegliches Müssen in der Ruhe des Rauschens schwindet.
Ganz aus Versehen steigen Worte wie Blasen im Wasser auf.
Gewohntes Funktionieren ergibt am Meer schlicht keinen Sinn.
Neue Ideen ignorieren das Müssen, ich nehme das in Kauf.
Dabei erinner ich, worum es mir geht. Und wer ich bin.
Der Lärm des Rauschens wird zu Rhythmus, zu bewegter Stille,
der Puls der Wellen geht wogend in den Körper über.
Von allem Falschen bleibt am Wegesrand nur eine Hülle.
Fühl mich lebendig. Und friedlich bis in alle Glieder.
Der Wind bläst meine Gedanken, Bö um Bö aus dem Verstand.
In der Stadt fühlt sich Feuchtigkeit und Frieren viel grauer an.
Zurück lauf ich durch Nieselregen, erde mich im feuchten Sand.
Ich rieche, wo ich bin. Treibe, tauche, tanze, fern von Irgendwann.
Ich bin die Frau vom Meer. Hier ist nur Leben dran.
Ideenfischen | Frisch formulieren
Ja. Ertappt. Ich reime. Ich wollte das nicht, es ist einfach passiert. Lange habe ich mir noch eingeredet, ich schreibe Lieder. Also Songs. Das klingt natürlich viel cooler. Als Gedichte. Aber die Texte wurden immer öfter deutsch. Und noch hat keiner Musik dazu geschrieben, also muss ich mich der Realität stellen; es sind wohl doch Gedichte. Einigen wir uns doch auf: verdichtete Gedanken!
Mut
Im Rauschen des Sendens können Worte blenden,
darüber täuschen, wenn wir Zeit verschwenden,
bis die leisen Stimmen in uns verenden
Wohin willst du deine Aufmerksamkeit spenden?
Was ist dir wichtig, was willst du wirklich sagen?
Werden dich Gewissen oder Vermissen plagen?
Es lohnt sich, die Sehnsucht früh zu befragen
Wohin werden deine Entscheidungen dich tragen?
Bestätigung von Außen wirkt als Suchtsubstanz,
wenn sich deine Seele hinter Leistung verschanzt.
Wem gibst du Bedeutung, was hat Relevanz?
Fühlt dein Inneres um dich echte Resonanz?
Im Rauschen des Sendens können Bilder blenden,
darüber täuschen, wenn wir Zeit verschwenden,
bis die lauten Stimmen in uns sich gegen uns wenden
Wohin willst du deine Aufmerksamkeit spenden?
Fordert Leere nach Konsum mehr Stimulanz?
Das Tempo steigt schneller im Lebenstanz
Was suchst du? Wir sind von Geburt an ganz
Balance und Schlichtheit haben ihren eigenen Glanz
Den Mut zum Innehalten, In Stille besinnen
Dem Lebendigen in Echtzeit nicht entrinnen
Dein Lebensgewebe mit Herzblut spinnen
Stille. Der Sinn verbindet Aussen und Innen
Wild bleiben
Erst fasziniert Wildheit, dann wird sie eingedämmt
Nur wenn es passt, darf sie sein, frei und ungehemmt
Am besten abrufbar, domestiziert und gezähmt
Die pure Beweglichkeit der Emotionen wird gelähmt
Erst berührt Naivität, dann wird sie für dumm verkauft
Der Verstand steht über allem, fördert Knoten im Bauch
Statt gefühlvoll heißt es dann sensibel oder kompliziert.
Lieber scheinbar sachlich, bis das System kollabiert
Erst bewegt Gefühl, dann muss es sich brav fügen,
Immer schön angemessen, da wo Fassaden trügen.
Erst die Funktion, dann portioniert das echte Leben,
Bewerten und Definieren, allem schnell einen Namen geben
Erst inspiriert Kreativität, wenn sie gerade nicht stört.
Wir wollen den Moment bezwingen, als ob er uns gehört.
In der Schönheit des Vergänglichen um Kontrolle ringen,
Anstatt in Demut, ein Lied vom Loslassen zu singen.
Erst lockt Sinnlichkeit, sie soll sorgenfrei erhalten bleiben
Sich spontan entfalten, während wir verlernen zu treiben.
Sie selbstverständlich nehmen, statt in Vertiefung zu streben
Um Intimität zu schützen, bewusst dafür Raum zu geben
Erst beeindruckt Echtheit, dann macht sie doch vielen Angst.
Du wirst verletzlich, weil du dich weniger verbergen kannst.
Dabei wirst du sehr greifbar und auch für andere klar
Erfahrung bringt Gelassenheit, macht frei und unmittelbar
Erst streben wir nach Freiheit. Dann kriegen wir Angst
Das Bedürfnis nach Sicherheit fragt, ob du das kannst
Welche Pole sind deine Ratgeber, wo führen sie dich hin?
Impulsgeber und Nordstern, für ein Leben in deinem Sinn
Erst lieben wir die Liebe, hoffen, dass die Magie einfach bleibt
und investieren in unsere Arbeit doch mehr Energie und Zeit
als in diejenigen, die wir lieben. Schützen Ressourcen kaum
Setzen auf Form, als entstehe Nähe automatisch durch Raum
Erst schenken wir Vertrauen, verwechseln das mit Vertrautheit
Verbundenheit ist Wachstum, zum Weg durch die Krise bereit
Auch Verschiedenheit akzeptieren, einig sein, was man sieht
Gemeinsamkeiten pflegen, wer Liebe fördert, bleibt verliebt
Verantwortung ist Gestaltung
Ich glaube, wir müssen den Umgang mit Vertrauen neu betrachten
In Zeiten des Veräusserungskultes Respekt neu definieren und achten
Sehen, was die Schamlosigkeit durch Entfernung über unsere Kultur verrät
Was das losgelöste Individuum in Konsequenz für die Gemeinschaft sät
Wir schauen zu. Eine ganze Generation verliert sich in virtueller Realität
Wohin man schaut, abgeschaltete Gestalten sitzen nebeneinander vorm Gerät
Der Versuchung mit Weitblick zu begegnen, opfern wir der Bequemlichkeit
Verbringen im Raum der uns umgibt, im echten Moment, zu wenig Zeit
Ich glaube, wir müssen den Umgang mit Stille neu entdecken und erleben
Im Züchten von Leere und maximaler Verdichtung nach Ruhepolen streben
Üben, dem Menschen zuzuhören, hinter Vorstellungen und Worte zu schauen
Uns die Zeit zu nehmen, das, was wir erleben, auch zu verdauen
Ich glaube, wir müssen unseren Umgang mit Ehrlichkeit überprüfen
Mit der Inventur im Innen beginnen, bevor die Erwartungen grüßen
Das Wort „Authentizität“ wird missbraucht, hat an Echtheit eingebüßt
Hinter Natürlichkeitsfassade wird Egozentrik anerkannt und versüßt
Ich glaube, wir müssen unser Verhältnis zur Genügsamkeit pflegen;
in Zeiten, wo wir noch immer in rasendem Tempo nach Fortschritt streben
Weise beobachten, ob uns der Wohlstand verwöhnt, unseren Charakter verdirbt
Ob wir die Ungleichheit fördern, die wie ein Gift in der Gesellschaft wirkt
Ich glaube, wir müssen unseren Umgang mit Würde überdenken
Dem Prinzip der Gegenseitigkeit wieder mehr Aufmerksamkeit schenken
Die Würde des Menschen achten. Und nicht nur bei uns selbst
Haltung sagt – viel mehr als Worte -, wie du dich als Mensch verhältst
Wir schauen zu. Wie Verbundenheit schwindet. Und damit Verantwortlichkeit
Unsere Selbstoptimierung und Ego-Pflege kosten Energie und Zeit
Verletzungen werden in Kauf genommen, wenn sie uns nicht betreffen
Stattdessen wachsen neurotische Kults. Lassen das Wesentliche vergessen.
Ich glaube, wir müssen unsere Einstellung zu unserer Balance hinterfragen;
im Kleinen wie im Großen teilen, das Aufbrechen der Blasen ertragen
Ignoranz ist tödlich. Das Privileg der Herkunft unverdient, Fluch oder Segen
Verantwortung als Pflicht: Uns mit Weitsicht aufs Ganze in die Zukunft bewegen
Ich glaube, wir müssen unsere Demokratie und Meinungsfreiheit neu schätzen lernen,
bevor wir uns über Grabenkämpfe und Zersplitterung in Extreme weiter entfernen
Wir steuern tiefer in die Verhärtung, getrieben von Wut, gefühlter Ohnmacht oder Angst
Es gibt weder Freiheit noch Frieden, wo sich jeder hinter seinem Recht verschanzt